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Projektumsetzung in Oberösterreich
 

Die auf europäischer Ebene durchgeführten Vorarbeiten wurden in den Bundesländern Oberösterreich und Steiermark erprobt und auf österreichische Bedingungen adaptiert.
Im Folgenden wird die Projektarbeit in Oberösterreich dargestellt, deren Umsetzung im Februar 1998 begonnen wurde und mit Dezember 1999 ihren Abschluss fand.
Als tragfähiges Netzwerk kristallisiertensich folgende Kooperationspartner heraus:

AUVA-Unfallverhütungsdienst,
Fachbereich Arbeitsmedizin und Arbeitsinspektorat Linz, Fachbereiche Hygienetechnik und Lebensmittelbetriebe als Projektkernteam
Die Wirtschaftskammer mit der Innung der Bäcker und das Lehrpersonal von Berufsschulen und Höheren Technischen Lehranstalten als Multiplikatoren
Die oberösterreichische Gebietskrankenkasse, die Arbeiterkammer und die Einkaufsgenossenschaft der Bäcker (BÄKO).
Es war dies das erste Mal, dass in Österreich alle im Arbeitnehmerschutz engagierten Organisationen in gemeinsamer Arbeit für eine Berufsgruppe präventiv tätig wurden.
In einer belastungsorientierten Vorgangsweise wurden nicht Einzelberatungen durchgeführt, sondern eine multiplikativ wirksame Informationsweitergabe gewählt.
Vorteilhaft für die Akzeptanz und das Vertrauen der Arbeitgeber war die ausschließlich beratende Funktion der beteiligten Arbeitsinspektoren für die Dauer des Projektes.
Folgende Maßnahmen wurden in Oberösterreich realisiert:

Schulung der Berufsschullehrer


Jugendliche stellen im Rahmen des Projektes eine wichtige Zielgruppe dar und können sehr gut über die Berufsschulen angesprochen werden, indem gesundheitsförderndes Verhalten nunmehr fachübergreifend im Unterricht eingebaut wird.
Das im länderübergreifenden EU-Projekt erarbeitete Unterrichtsmaterial ist so gestaltet, dass die aktive Beteiligung der Jugendlichen und damit die Akzeptanz und das Problembewusstsein gefördert wird.

Bäckerworkshop


In Kleingruppen wurden von den Bäckern die geeigneten Umsetzungsstrategien erarbeitet. Kernpunkt war die kleinbetriebliche Struktur der Bäckereien. Ein Ergebnis dieses Workshops war der Wunsch nach Gestaltung von unterstützenden Medien.

Plakate, Video, Folder


Die im Zuge der europäischen Projektarbeit konzipierten Medien wurden vor allem für den Unterrichts- und Seminareinsatz ausgearbeitet, Informationen direkt für den Arbeitgeber und seine Mitarbeiter fehlten.
Das in Deutschland hergestellte Schulungsvideo wurde in oberösterreichischen Kleinbetrieben nachgedreht, um der typischen österreichischen Kleinbetriebsstruktur gerecht und damit akzeptiert zu werden.
Für die Backstuben wurden Plakate angefertigt, die mit humorvollen Karikaturen wichtige Verhaltensregeln aufzeigen.
Die Folder richten sich direkt an die Mitarbeiter und geben zusätzliche Tipps zum richtigen Umgang mit Mehlstaub, zeigen wie Hautkrankheiten vermieden werden können und informieren über richtiges Heben und Tragen.

Fragebogenerhebung


In einem Rundschreiben wurden an 508 Backbetriebe Fragebögen zur Erhebung der aktuellen Mehlstaubsituation und der gesundheitlichen Beschwerden gesandt.
Das Interesse der Unternehmer an der Thematik wurde – abgesehen von persönlichen Rückmeldungen –durch die hohe Rücklaufquote (24,4 %) des relativ detaillierten Fragebogens dokumentiert.
Das Befragungsergebnis belegte den dringenden Handlungsbedarf: 104 MitarbeiterInnen bei insgesamt 1.114 Beschäftigten (davon arbeiten 528 regelmäßig in der Backstube) klagten über Beschwerden wie Augentränen, Rhinitis und Atemwegsbeschwerden.

Bezirksversammlungen


Die Landesinnung gestaltete gemeinsam mit der AUVA und dem Arbeitsinspektorat Bezirksversammlungen, wo die verhaltensabhängigen und technischen Möglichkeiten zur Verringerung der Mehlstaubbelastung vorgestellt und diskutiert wurden.

Mitarbeiterschulungen


Um Arbeitnehmer in Kleinbetrieben ohne Schulungsraum direkt zu informieren, wurden von der AUVA Workshops in einem Schulungsbus angeboten.

Schulung von Arbeitsinspektoren und Präventivfachkräften


Es wurde eine interne Instruktorenschulung für Arbeitsinspektoren aus ganz Österreich veranstaltet. In gleicher Weise ausgebildet wurden in Oberösterreich die Mitarbeiter von AUVAsicher sowie die unter Vertrag stehenden Sicherheitsfachkräfte und Arbeitsmediziner. Damit wird eine flächendeckende Weiterführung der Präventionsmaßnahmen möglich.
Vom Arbeitsinspektorat Linz zusammengestellte Basisanforderungen an die Ausstattung von Bäckereien (Neugenehmigungen) sollen nun österreichweit zur Anwendung kommen und einen einheitlichen Standard sichern.

Vergleichende Staubmessungen


Dabei zeigte sich die unterschiedliche Mehlstaubsituation in den einzelnen Betrieben abhängig von der technischen Ausstattung und der Arbeitsweise. In einem mit vorbildlichen Absauganlagen ausgerüsteten Betrieb und unter Anwendung von staubmindernden Arbeitstechniken betrugen die gemessenen Schichtmittelwerte von Mehlstaub zwischen 0,2 und 2,6 mg/m 3 .
Im Einzelfall ergaben personenbezogene Messungen Mehlstaubkonzentrationen von mehr als 20 mg/m 3 über acht Stunden.

Betriebsbesuche


Vom Unfallverhütungsdienst der AUVA und vom Arbeitsinspektorat wurden auf Wunsch der Bäcker auch Beratungen vor Ort durchgeführt. Zusätzlich wurden auch solche Betriebe besucht, die nicht an den Bezirksversammlungen teilgenommen hatten.
Insgesamt konnten etwa 50 Prozent der Betriebe über Ziele und Inhalte des Projektes informiert werden.

Quellen:
- Allgemeine Unfallversicherungsanstalt
Metainfo:
Autor: Harald Kviecien; Copyright: Harald A. Kviecien KEG; Publiziert von: Harald Kviecien (kviecien)
factID: 106828.1; Publiziert am 04 Jän. 2002 19:56