Keiner will der Erste sein
Die Bierbrauer Österreichs sind sich einig: Eine Preiserhöhung "wird kommen müssen".
Nächstes
Jahr planen einige Brauereien saftige Bierpreiserhöhungen. Als Grund
geben sie die verschärfte Rohstoffsituation und stetig steigende
Energiepreise an. Noch wird in der Bierbranche gepokert.
Kein
Konzern will der Erste sein, der den unpopulären Preissprung wagt,
berichtete das "WirtschaftsBlatt" in seiner Mittwoch-Ausgabe. "Die
Bierpreiserhöhung wird kommen müssen", sagte
Villacher-Brauerei-Vorstand Johann Stockbauer: "Der Branche insgesamt
täten sechs Prozent gut."
Schlechte Ernte bei Hopfen und Gerste Er
rechne damit, dass es bei Villacher Bier im Frühjahr mit einer
"vernünftigen" Preiserhöhung so weit sein wird. "Wenn der Hopfen heute
das Vierfache vom Preis kostet, ist das dramatisch." Eine ähnlich
schlechte Erntesituation gebe es - international gesehen - beim
Getreide.
"Die Braugerste kostet heuer zwischen 20 und 25
Prozent mehr als im Vorjahr", verwies Egger-Bier-Chef Bernhard Prosser
auf die europaweite Preissituation.
"Preiserhöhung von zehn bis 20 Prozent" Wer
für das nächste Jahr keine Hopfen- und Malz-Verträge hat, steht somit
vor einem Riesenproblem. "Wir brauchten eine Preiserhöhung von zehn bis
20 Prozent", so Prosser.
Er wisse, das sei nicht
durchzubringen. Aber mit Jahresanfang will Egger Bier seinen Bierpreis
um zehn Prozent erhöhen. "Gespräche mit dem Handel führen wir bereits."
Durch Verträge im nächsten Jahr weitgehend abgesichert sind hingegen die heimische Brau Union, Stiegl und Ottakringer.
Brau Union: "Sind noch am Rechnen" Die
Brau Union (Gösser, Schwechater, Puntigamer, Wieselburger) bezieht 80
Prozent ihrer Braugerste, aber nur 40 Prozent ihres Hopfens aus
österreichischer Landwirtschaft. Hier zu Lande sei der Preisauftrieb
für die Rohstoffe nicht so eklatant wie international.
"Schlimm
sind eher die höheren Energiepreise", sagte Brau-Union-Sprecherin
Veronika Fiereder zur APA. Eine Preiserhöhung sei jedenfalls vorerst
nicht fix: "Wir sind noch am Rechnen und Überprüfen", so Fiereder.
Ottakringer: "Es wird eng werden" Gleiches
gilt für Ottakringer: "Es wird eng werden", sagte Sprecher Thomas
Sautner. "Aber wir haben immer geschaut, wenn erhöht werden muss, bei
den Letzten dabei zu sein."
Stiegl: "Kurzfristig den Preis halten" Auch Stiegl-Chef Heinrich Dieter Kiener wartet noch zu: "Kurzfristig versuchen wir, unseren Bierpreis zu halten."
Die
anhaltend hohen Energiekosten machen allen Brauern zu schaffen. "Wir
sparen zwar durch modernste Technik so viel Energie wie möglich, die
zusätzlichen Belastungen konnten aber dadurch nicht zu 100 Prozent
kompensiert werden", sagte der Stiegl-Chef. Ob alle Maßnahmen
mittelfristig ausreichen, könne Kiener zu diesem Zeitpunkt noch nicht
beurteilen.
Egger: Belastungen weitergeben "In ganz
Europa wird sich keine Brauerei leisten können, die Belastungen nicht
weiterzugeben", ist Egger-Chef Prosser überzeugt. Es gehe hier nicht um
ein, zwei Prozent, sondern um zweistellige Preiserhöhungen bei
Rohstoffen und Energie.
So haben die Energiekosten bei Egger
in den vergangenen drei Jahren um 57 Prozent zugenommen. Bei
Villacher-Bier-Chef Stockbauer stiegen die Energiekosten um etwa 40
Prozent.
Bierdosen noch teurer Stockbauer ist
glücklich, nicht im Dosensegment tätig zu sein: Denn bei den
derzeitigen Aluminiumpreisen könne man keine Bierdose mehr vernünftig
verkaufen. Dosen-Profis wie Egger, Ottakringer und Schwechater könnten
ein Lied davon singen.
Rechnet man bei einem Dosenpreis von
59 Cent im Supermarkt die Bier- und Mehrwertsteuer raus, fressen die
Alu-Verpackung und der Aufdruck locker ein Drittel, sodass Handel und
Brauer zusammen gerade 25 Cent bleiben. Bei einem verkauften
3,20-Euro-Krügel im Wirtshaus bleiben dem Brauer durchschnittlich 75
Cent zur Abdeckung seiner Kosten.
Quelle: http://www.orf.at/061122-6264/index.html
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