Es ist zum aus der Haut fahren. Der gemeine Mensch hat es permanent mit Seinesgleichen zu tun und dennoch: Du und sie versetzen mich und uns am laufenden Band in ein positives oder negatives Erstaunen. Der Mitmensch, ob nah oder fern, bleibt uns meist eine rätselhafte Erscheinung. Der Wunsch, besser zu verstehen, wie der Andere tickt, ist groß. Ihn besser einschätzen zu können, damit er ein berechenbareres Subjekt wird. Wir würden uns um vieles wohler fühlen, wenn wir unsere rätselhaften Mit-Homo Sapiens besser verstehen würden.
Mit Verstehen meine ich, die Funktionsmechanismen eines Individuums beschreiben zu können. Es stimmt natürlich, dass wir als lernfähiges Wesen, mit zunehmender Erfahrung eine Vielzahl der fundamentalen Mechanismen (Sexualität, Sicherheitsbestreben, Angst vor Einsamkeit und Tod....) verstehen, die bei allen Mitmenschen ähnlich funktionieren. Unter Berücksichtigung dieser Mechanismen, lassen sich viele Aussagen und Handlungen interpretieren. Sie erklären aber bei weitem nicht Alles.
Um den Mitmenschen besser verstehen zu können, werden Soziologen und Psychologen vermutlich zusätzlich auf folgenden Aspekt verweisen: Das Umfeld. Das Umfeld in dem der Mensch sozialisiert wurde. In diesem Zusammenhang lautet die Fragestellung: Welchen persönlichkeitsprägenden Einflüssen war der kleine Max ausgesetzt, damit aus ihm ein möglicherweise eigenständig denkender "großer Max" werden konnte.
Möchte man beispielsweise die tief verwurzelte Xenophobie eines blauäugigen Wiener Gemeindepolitikers, mit Drang zum Größeren besser versehen, so lohnt ein Blick auf seine frühe Sozialisation. Es wird berichtet, er sei in einem Umfeld groß geworden, in dem sich sehr viele Menschen aus fremden Kulturen aufgehalten haben. Vermutlich haben seine Familienmitglieder ängstlich darauf regiert und diese Ängste auf den kleinen Heinz übertragen. Heinz weiß vermutlich gar nicht wie ihm geschehen ist. Aber, in seiner Verzweiflung, hat er sich dann später, mit anderen ängstliche Gesinnten zusammengetrottet, um gemeinsam die Zusammenfassung all ihrer Ängste, in Form des Ausländers, zu bekämpfen.
Oder nehmen wir Menschen aus der sich selbst oder von anderen so bezeichneten "besseren Gesellschaft". Schon in jungen Jahren wird der kleine Max mit dem schönen Namen und/oder den wohlhabenden Eltern mit Eindrücken und Erfahrungen (Oper, Manieren, Jagd, Konversation, Standesbewusstsein....) konfrontiert, die sehr prägend sind.
Natürlich gilt sowohl für Hans als auch für Max, dass sie sich abhängig von ihrem Mut und ihrem geistigen Vermögen, von den Fesseln der Sozialisation befreien können. Prägend bleibt das Umfeld der Sozialisation in jedem Fall.
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Menschen grundsätzlich unbestimmbar sind und alles immer auch ganz anders sein kann, ließe sich dennoch folgende Aussage tätigen: Um einen Menschen rasch verstehen zu können, lohnt es, das Umfeld (den Kontext) aus dem heraus er sozialisiert, wurde zu betrachten.
Ersetzen wir nun den Menschen durch Information, so ließe sich folgender Zusammenhang konstruieren. Eine isolierte, alleinstehende Information ist oft zu wenig. Bei komplexeren Zusammenhängen bedarf es des Kontextes, um die Information für Andere interpretierbar zu machen. Ein kurzer Text in dem ein Sachverhalt erläutert wird, der über das Allgemeinverständliche hinaus geht, wird isoliert betrachtet, also ohne ergänzenden Informationen, die von vielen nicht verstanden werden.
Wer glaubt einen einzelnen, eine Meinung ausdrückenden kurzen Text verstehen zu können, ohne den Kontext zu kennen, zu dem wird sich der Irrtum als treuer Begleiter gesellen. Aus der Sicht des Informierenden sollte man also bei Onlinetexten darauf achten, dass diese ausreichend kontextualisiert sind. Das kann nun so erfolgen, dass die wesentlichen Argumente entweder im Text selbst erläutert werden (dann wird es vermutlich ein längerer Text) oder ergänzende Informationen ausreichend referenziert (verlinkt) werden.
Wenn man die Verständlichkeit als Qualitätskriterium für Information mitberücksichtigt, so könnte man behaupten: Bei einem Text der nicht alles aus sich selbst heraus erklärt, und das ist ganz selten der Fall, sind Verweise auf interpretationsunterstützende, ergänzende Informationen wichtig. Bei Onlinetexten werden Verweise in der Regel durch links ausgedrückt. Insofern, kann man sagen, ein qualitativ hochwertiger Onlinetext sollte ausreichend verlinkt sein. Mit anderen Worten, ein Hypertext.
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